Mind-Set bei Krebs

ine Krebsdiagnose ist in der Regel immer ein Schock. Es wächst etwas in dir, das versucht dich umzubringen. Die Diagnose ist so überwältigend, dass sehr viele anfangs entweder in Schockstarre verfallen und alles in die Hände Anderer abgeben oder aber das krasse Gegenteil: Sich in allen Themen gleichzeitig zu verlieren und alles was nur irgendwie möglich ist tun wollen, nur um die Situation irgendwie „kontrollieren“ zu können.

Ich selbst bin nach meiner Diagnose in blinden Aktionismus verfallen, habe extreme Diäten befolgt, habe tagtäglich sehr viel Sport gemacht, mich mit Wissen und Studien zu dem Thema zugeschüttet, habe mir selbst Spaß und die Teilnahme am „normalen Leben“ verboten, weil ich ja krank bin und und und… Dass all das für meinen Körper zusätzlich extremen Stress und Anstrengung bedeutet hat, habe ich erst mit der Zeit gelernt. Hier ein paar wichtige Erkenntnisse:

Stressmanagement

Die Krankheit an sich ist enormer Stress für den Körper, da er versucht entartete Zellen zu bekämpfen. Mit der Diagnose fängt der Stress auch für den Kopf an. Angst und Panik sind völlig normale Reaktionen, entziehen dem Körper aber noch zusätzlich wichtige Energie. Wenn dann auch noch (wie bei mir) der Aktionismus dazu kommt kann das zu so einem hohem Stresslevel führen, dass der Krankheitsverlauf negativ beeinflusst wird. Daher ist es wichtig, sich dies schon von Beginn an klar zu machen und zu versuchen ganz bewusst Pausen einzulegen und sich Techniken anzueignen, um zur Ruhe kommen zu können – auch wenn nur ab und zu für einen kurzen Moment. Diese Erholungspausen sind gold wert für den gesamten Organismus.

Selbstverantwortung

Ich spreche hier nicht davon, dass man nach dem „Warum“ suchen sollte oder sich gar selbst die Schuld dafür gibt, an Krebs erkrankt zu sein. NEIN! Ganz im Gegenteil, denn darauf wird man in keine Antwort finden. Und selbst wenn? Was würde es nützen? Die Situation ist wie sie ist und nun geht es darum wieder gesund zu werden.

Mit Selbstverantwortung meine ich, die Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.

Wichtig ist in jedem Fall, dass man sich nicht von Ärzten oder Angehörigen unter Druck setzen lässt und alle Entscheidungen wohl überlegt.

Ich persönlich habe mich für die Schulmedizin entschieden und empfinde das auch heute noch als „meinen richtigen Weg“. Entscheidend ist aber, dass ich mich bewusst FÜR die Therapien entschieden habe. Ich habe selbst die Chemo als meinen Freund angesehen, der mir hilft wieder gesund zu werden. Ich habe die Verantwortung für meinen Weg zum gesundwerden nie an Ärzte oder sonst wen abgegeben. Sie sind alle dazu da, um mich auf meinem Weg zu unterstützen und mit Ihrem Wissen zu begleiten. Aber ICH habe selbst die Verantwortung und treffe meine eigenen Entscheidungen. Vor allem aber geht es um MICH und um nichts geringeres als MEIN LEBEN, deshalb sollte ich mich selbst bei jeder Entscheidung im Spiegel ansehen können und fest dahinter stehen.

Unterstützung suchen und offen mit der eigenen Situation umgehen

Auch wenn es manchmal schwer fällt, sich selbst einzugestehen dass man Hilfe braucht, ist es auch hier entscheidend sich diese Unterstützung von außen zu holen und seine eigenen Grenzen zu beachten. Egal in welchem Bereich, sei es psychologische Hilfe, Hilfe im Haushalt, Unterstützung bei den unzähligen sozialrechtlichen Fragen oder bei was auch immer. Es gibt fast überall Hilfe, wichtig ist diese auch anzunehmen.

Offenheit mit der eigenen Situation heißt für mich nicht, dass man der ganzen Welt von seiner Erkrankung erzählen muss. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man nicht von allen nur noch als der / die „Kranke“ angesehen werden will.

Mir geht es hierbei darum, den nahen Angehörigen gegenüber offen und ehrlich zu sein. Auch sie erleiden oftmals die gleichen Ängste und wissen in der Regel nicht wie sie sich in der Situation und gegenüber dem Erkrankten verhalten sollen. Hier ist es entscheidend, sich gegenseitig nichts vor zu machen und offen über Ängste und Sorgen zu sprechen.

Vor allem sollte man aber ehrlich zu sich selbst sein. Wut, Trauer, Angst – All das ist völlig normal und darf auch sein – wichtig ist nur, Wege aus diesem Zustand heraus zu finden. Bei sich selbst oder mit Hilfe von Anderen.

Positives Denken & täglich Lachen & LEBEN

Ja, diese Diagnose ist ein Schock. ABER sie ist nicht mit einem Todesurteil gleichzusetzen. Denn es gibt unzählige Beispiele von Menschen, die es geschafft haben, die im Nachhinein sogar positive Erkenntnisse aus ihrer Krankheit ziehen. Unsere Medizin ist so weit, es gibt so viele Zusatzangebote und unser Körper besitzt so unvorstellbar starke Selbstheilungsmechanismen. Wir müssen ihn nur optimal bei seinen Aufgaben unterstützen. Deshalb ist es wichtig immer positiv zu bleiben, trotzdem Pläne für die Zukunft zu schmieden und sich ganz genau auszumalen, wie alles einmal sein kann.

In keinem Fall sollte man sich das Leben und den Spaß vermiesen lassen. Wieso sollte man nicht ausgehen dürfen? Oder Urlaub machen? Oder mit Freunden treffen? Solange es sich gut anfühlt und wir unseren Körper nicht überfordern ist alles erlaubt – unsere Grenzen werden uns im Laufe der Therapie eh sehr schnell aufgezeigt. Aber das Leben geht weiter und es kommen sowieso genügend Tage an denen man zu nichts in der Lage ist. Daher ist es umso wichtiger die Tage, an denen man es kann, mit positiven Dingen zu füllen.

Wichtig ist, all das zu tun, was dem Herz und der Seele gut tut.

Den Moment genießen und herzhaft Lachen wird uns sicher niemals schaden!


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