Was ist eigentlich stark?

ir wurde schon oft gesagt, dass ich eine starke Frau bin. Und auf meinem Arm habe ich das Wort „stronger“ verewigt.

Früher habe ich mit Stärke verbunden, die Zähne zusammenzubeißen, Kopf hoch, Lächeln und Dinge durchzuziehen. Meine Emotionen zu kontrollieren, nichts an mich rankommen-, mich nicht unterkriegen zu lassen. Stets zu funktionieren und niemandem zu Last fallen.

Laut Duden bedeutet Stärke leistungsfähig oder widerstandsfähig zu sein… Immer einen kühlen Kopf bewahren. Also einfach wie eine Maschine.

Aber mal ganz ehrlich? Ist das wirklich stark?

An was denken wir zum Beispiel bei einem starken Kaffee? Oder einem starken Cocktail? Richtig, er ist besonders intensiv in seiner eigentlichen Eigenschaft.

Und so sehe ich das heute auch mit uns Menschen – wir sind menschlich! Und dazu gehören all unsere Emotionen, Bedürfnisse, Wünsche…

Dafür steht das Tattoo auf meinem Arm! Nicht, dass ich wie eine Maschine alles durchziehe, sondern dass ich gelernt habe, wirklich zu leben. Ich nehme meine Emotionen und Bedürfnisse heute ernst.

Natürlich gibt es Situationen, die ich nicht mag, durch die ich trotzdem durch muss. Aber heute weiß ich, das geht nur, wenn ich mir dann auch wieder Erholung gönne.

Denk beispielsweise mal an eine grüne Wiese, auf die du dich setzt. Sobald du aufstehst, siehst du den Abdruck – die Grashalme sind plattgedrückt. Machst du das dauerhaft, gehen Sie kaputt. Gönnst du ihnen aber eine Auszeit können Sie sich problemlos erholen. Und das nicht, weil die sie hart und stark sind, sondern weil sie innen weich und flexibel sind.

Stark sein bedeutet für mich: trotz der Emotionen, der Widerstände und obwohl ich nicht immer optimal funktioniere, weiter zu machen. Meine Schwächen einzugestehen und damit okay zu sein. Offen zu kommunizieren wie es mir geht, meinen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren – das erfordert Stärke!

Wie siehst du das?